Firmen und Betriebe, in denen familiäre Beziehungen und unternehmerisches Handeln gleichzeitig wirken, stehen oft vor besonderen Herausforderungen. Auf der einen Seite bietet Familie Unterstützung und Rückhalt für die unternehmerisch verantwortlich Handelnden, auf der anderen Seite entsteht so auch eine besondere Nähe, was vielfach als Belastung empfunden wird, wenn diese aufgrund der gewohnten und unmittelbaren familiären Kommunikation als permanente Einmischung in unternehmerische Fragen wahrgenommen wird.

Das System Familie und das System Unternehmen bilden in Familienunternehmen zudem unterschiedliche und konkurrierende Gerechtigkeitskriterien heraus: In der Familie definiert sich Gerechtigkeit und Fairness zumeist so, dass alle Mitglieder das Gleiche erhalten, während aus Unternehmenssicht andere Kriterien wie bspw. Leistung, Kompetenz und Verantwortung im Vordergrund stehen.

Die ganze Dimension dieser unterschiedlichen Systeme in Familienunternehmen wird dann zumeist bei Nachfolgeregelungen sichtbar. Wird ein Unternehmen auf die jüngere Generation übertragen, erwarten die ehemaligen Geschäftsführer*innen eine Übernahme der Verantwortung durch die Nachfolger*innen, und gleichzeitig fällt es ihnen oft schwer, diese Verantwortung auch vollständig abzugeben und tatsächlich loszulassen.

Kommen dann noch inhaltliche Differenzen und nicht abgestimmte Vorgehensweisen hinzu, stehen bei solchen Konflikten oftmals die familiären Beziehungen auf dem Spiel. Möglicherweise drohen gar familiäre Zerwürfnisse ggf. verbunden mit teuren und zeitraubenden Rechtsstreitigkeiten. Ihr Ausgang ist ungewiss, und die Belastungen für die Familie sind zumeist enorm. Eskalieren Auseinandersetzungen, gibt es viele Verlierer und der Streit um die Unternehmensfolge kann dazu führen, dass es am Ende nichts mehr fortzuführen gibt.

Gleichzeitig bieten solche Konflikte auch Chancen für neuen Aufschwung, positive Veränderungen und eine Weiterentwicklung der Familienbeziehungen. Oft können sich die Familienmitglieder nach erfolgreicher Konfliktklärung wieder ganz neu und anders begegnen.

Jedes Unternehmen ist anders und die von einer Veränderung Betroffenen und daran Beteiligten sind unterschiedlich. Daher können Lösungen auch nur individuell und passgenau auf die jeweils beteiligten und betroffenen Personen zugeschnitten werden. Best-Practice-Lösungen, die sich einfach übertragen lassen, sind ein Mythos: Es gibt sie nicht. Sollen Veränderungsprozesse nachhaltig und zukunftsorientiert gelingen, kann ein von Anfang an interessenorientiertes Vorgehen zum entscheidenden Erfolgsfaktor werden.

Aktuell und in den kommenden Jahren stehen zahlreiche Unternehmen in Deutschland zur Übergabe an, und nach wie vor wird zu einem hohen Prozentsatz die Nachfolge in der eigenen Familie gesucht.

Unternehmensübergaben sind regelmäßig mit zahlreichen Emotionen bei allen Beteiligten verbunden – mit Ängsten und Befürchtungen sowie mit Hoffnungen und Erwartungen -, hinter denen sich vielfältige Interessen und Bedürfnisse verbergen. Angesichts der daraus resultierenden hohen Komplexität derartiger Nachfolgeregelungen hilft es allen Beteiligten, sowohl frühzeitig als auch kommunikativ unterstützt einen solchen Prozess anzugehen. In diesen können Steuerberater*innen, Rechtsbeistände und weitere Expert*innen jederzeit zielführend eingebunden werden.

Das sorgfältige Herausarbeiten der unterschiedlichen Anliegen bietet die Chance, neue Sichtweisen und Lösungen zu entwickeln, die alle Beteiligte positiv nach vorne schauen lassen.


In einer Mediation zwischen zwei Brüdern, die einige Zeit zuvor die Geschäftsführung eines mittelständischen Unternehmens von ihren Eltern übernommen haben, lag der Fokus zunächst auf der Gestaltung der gemeinsamen Geschäftsführertätigkeit, da sich zwischen ihnen zahlreiche und immer wieder neue Konflikte entzündeten. Allerdings wurde relativ schnell deutlich, dass vor allem ein bereits sehr lange zurückliegender Konflikt zwischen einem Bruder und seinem Vater sich wie ein Virus in alle möglichen Kontexte des Miteinanders ausbreitete. Die Mediation bot somit die Chance, in einer gemeinsamen Runde mit Jung und Alt jene Themen zu klären, die sich belastend auf die Arbeit der beiden Brüder als neue Geschäftsführer ausgewirkt haben, und die zunächst in keinem ersichtlichen Zusammenhang mit dieser Tätigkeit standen. Das gemeinsam erarbeitete Ziel bei diesen Themen aus alter Zeit war es, loslassen zu können, um sich voll auf die herausfordernden Aufgaben bei der Fortführung des Familienunternehmens konzentrieren zu können.


In einem anderen Fall ging es um die Fortführung des Familienbetriebs durch drei Geschwister. Die gemeinsamen Gespräche, um die Nachfolgeregelung zu besprechen und zu klären, endeten in der Wahrnehmung aller Drei nach gefühlten Endlosdiskussionen zumeist im Nichts. In der daraufhin stattgefundenen Mediation zeigte sich, dass sich die Beteiligten ohne strukturelle und kommunikative Unterstützung schnell in der Komplexität der Materie (Zukunft und Ausrichtung des Unternehmens, Versorgung der Eltern, Verteilung der Aufgaben und Verantwortlichkeiten, u.v.m.) verhedderten, die zudem durch permanent im Raum stehende Forderungen nach Fairness und Gerechtigkeit angereichert wurde. Unser mediatives Vorgehen verhalf ihnen dazu, ihre  verschiedenartigen und unterschiedlichen Bedürfnisse aus dem Knäuel herauszuarbeiten und diese sortieren und strukturieren zu können, so dass sie auf dieser Basis gemeinsam für sie alle passende Lösungen gefunden haben.