Hybrid-Seminar zum Klären der WIE-Ebene
Ein Meeting beginnt, die Runde ist noch nicht vollzählig, eine Teilnehmerin sagt: „Herr Müller kommt ja nie pünktlich“. Was kann die Moderatorin in einer solchen Situation tun? Was haben Sie schon erlebt in solchen Situationen oder wie gehen Sie selbst mit einer solchen Aussage um, wenn Sie bspw. selbst in gesprächsleitender Verantwortung stehen? Darüber hinweggehen („Dann lassen Sie uns jetzt beginnen“), bewerten, ggf. gar Partei ergreifen („Stimmt, das finde ich auch inakzeptabel.“), beschwichtigen („Sicher wird er gleich kommen“) oder auf die Lösungsebene gehen („Ich schlage vor, wir beginnen mit dem, was wir gut ohne Herrn Müller besprechen können und kommen dann, wenn er da sein wird, zu jenen Themen, für die wir ihn benötigen“)?
Wie wirken solche Sätze auf den Kreis der Teilnehmer*innen? Welche Auswirkungen hat der Umgang mit einer solchen (Gesprächs-)Situation auf alle Beteiligten (nicht zuletzt auf Herrn Müller)? Wenn mit solchen Aussagen und Situationen nicht konstruktiv umgegangen wird, besteht hier aus unserer Sicht ein Potenzial für atmosphärische Störungen, schwelende Unzufriedenheiten, kommunikative Übergriffigkeiten bis hin zu Konflikten – die sich dann häufig an den zu besprechenden Inhalten (dem WAS) entzünden, wenngleich Ursache für Störungen häufig oder gar meistens auf der WIE-Ebene, also dem Umgang miteinander, zu suchen und zu finden sind.
Wann hat Sie zuletzt einmal etwas gewurmt oder richtig geärgert? Und lag das eher am Inhaltlichen, d.h. dem WAS, oder lag das eher an der Art und Weise, wie mit Ihnen umgegangen worden ist, d.h. am WIE?
Nimmt jemand das Gesagte ernsthaft auf und arbeitet mit der Sprecherin (bspw.: „Es stört Sie, dass noch nicht alle, die aus Ihrer Sicht zum Start des Meetings anwesend sein sollten, da sind?“, „Aus Ihrer Sicht zeichnet sich Herr Müller auch dadurch aus, dass immer wieder einmal nicht von Beginn an dabei ist?“, „Was wäre für Sie jetzt wichtig in dieser für Sie scheinbar unbefriedigenden Situation?“, „Was wäre für Sie anders, wenn Herr Müller jetzt hier wäre?“, „Was genau bedeutet Pünktlichkeit für Sie hier in diesem Projekt?“ u.a.m.), besteht ein hohes Potenzial für die Gestaltung einer gelingenden Kommunikation. Dies gilt sowohl für den kommunikativ herausfordernden Moment als auch für das Miteinander der Gruppe insgesamt, die sich hier zum Meeting trifft.
Dieses kleine Beispiel aus der Alltagskommunikation zeigt, welch hohe Bedeutung dem WIE zukommen kann und welche Potenziale in einer interessenorientierten und auf Kooperation ausgerichteten Kommunikation stecken. Hilfreich wird es sein, eine Haltung zu entwickeln, die uns in jedweder kommunikativ herausfordernden Situation mit der Brille der Interessen und Bedürfnisse auf die Beteiligten und das jeweils Gesagte und Wahrgenommene schauen lässt.
In Luxemburg hat eine Gruppe von ausgebildeten Mediator*innen und Ombudspersonen mit uns als Trainern ein solches Seminar durchgeführt: „Eine Mediation | eine Zusammenarbeit | ein Kommunikationsprozess beginnt …: Klären der WIE-Ebene“. Einer der Seminarteilnehmenden kommentierte im Anschluss an das Hybrid-Seminar: „Vielen lieben Dank. A small step for mediation-kind, a huge one for me”, eine andere meinte zwischendrin, “in der letzten halben Stunde habe ich mehr gelernt als in den letzten 4 Jahren Mediation“.
Und zum Schluss noch ein paar handgezeichnete Impressionen…