Nachgefragt | Interview

Werkstattverfahren Bremer Platz in Münster: Beate Voskamp im Interview

 

Gemeinsam mit unserem engen Kooperationspartner, der SWUP GmbH, haben wir das Werkstattverfahren zum Bremer Platz in Münster gestaltet und von April bis November 2019 geleitet und durchgeführt. Bei uns war insbesondere Beate Voskamp intensiv in das Verfahren eingebunden.

Worum ging es? Was war herausfordernd? Was war besonders spannend?
Wie sind wir vorgegangen? Was sagen die Beteiligten?

Julia Koppin (JK) sprach dazu mit Beate Voskamp (BV).


JK: „Werkstattverfahren Bremer Platz“ in Münster – Bitte schildere kurz, worum es dabei ging.“

BV: „Wir haben für die Neugestaltung des Bremer Platzes ein Planungs- und Workshopverfahren durchgeführt. Hintergrund ist, dass in den letzten Jahren begonnen wurde, das Bahnhofsumfeld um den Münsteraner Hauptbahnhof umzugestalten. Der Bahnhof hat eine West- und eine Ostseite. Die Westseite ist der Innenstadt zugewandt und bereits umfassend renoviert und aufgewertet worden. Was noch fehlt, ist die Umgestaltung der Ostseite. Hier liegt auch der Bremer Platz. Um ihn ging es in diesem Verfahren. Auf der Ostseite des Bahnhofs plant ein Investor einen neuen Gebäudekomplex. Darin sollen beispielsweise ein Hotel, Appartements, Studentenwohnungen, Gastronomie, ein Supermarkt sowie eine öffentliche Fahrradstation mit über 2000 Stellplätzen entstehen. Damit einhergehend soll der Hauptbahnhof von dieser Seite einen attraktiven Zugang erhalten. Gegenüber dieses neuen entstehenden Gebäudes befindet sich der Bremer Platz.  Dieser hat eine besondere Lage und Funktion für die Stadt Münster. Von der Lage her fungiert er wie ein Scharnier im Stadtgefüge: er liegt im unmittelbaren Bahnhofsumfeld, ihn quert eine wichtige fußläufige Verbindung zwischen Innenstadt, Bahnhof und Hafen-Ausgehviertel. Er gehört auch zum Wohnumfeld für das hier gelegene „Hansaviertel“.

Und – in Münster ein Riesen-Thema – es gibt viele, viele Fahrräder, die auch auf und um den Platz herum das öffentliche Straßenbild bestimmen. Mit dem Werkstattverfahren sollten mehrere Landschaftsarchitekten jeweils unabhängig voneinander versuchen, die besten Lösungen für die Platzgestaltung zu finden. Denn so wie der Platz mittlerweile aussieht, funktioniert er einfach nicht mehr. Er wirkt wie ein Relikt aus den 80er-Jahren, und die Stadt hat erkannt, dass es erforderlich ist eine gänzlich neue Gestaltung anzustreben, die zu den heutigen Bedarfen passen sollte. Wichtig war der Stadt Münster von Anfang an eine gute Einbindung und Beteiligung der Betroffenen und Beteiligten. Unsere Aufgabe war es, diesen Prozess zu gestalten, und zwar so, dass innerhalb eines Zeitraums von etwa einem dreiviertel Jahr ein von möglichst vielen getragenes Ergebnis vorliegt.“

JK: „Das klingt nach herausfordernden Rahmenbedingungen – sowohl für die Stadt Münster als auch für die einzubindenden Planungsbüros und natürlich auch für Euch als Prozessgestalter*innen. Ein erster Schritt im Verfahren wird sicher gewesen sein, die verschiedenen Akteure, die Betroffenen und Beteiligten ausfindig zu machen, sie anzusprechen, sowie dann ein Verfahren ins Leben zu rufen, was all ihre – sicher auch sehr unterschiedlichen – Interessen bezogen auf die Platzgestaltung gut abbildet?“

BV: „Ja, genau. Und das ist noch nicht alles. In den letzten Jahren hat es eine Entwicklung auf dem Bremer Platz gegeben, mit welcher es im Planungs- und Beteiligungsverfahren gut umzugehen galt – was uns von mehreren Seiten als zusätzlich herausfordernd benannt worden ist: Der Platz dient als Treffpunkt für verschiedene Szenen. Hiermit sind Drogen-, Trinker- und Obdachlosenszene(n) gemeint. Dass es nicht die eine Szene gibt, sondern mehrere, die jeweils für sich nicht genau beschreibbar und bezifferbar sowie in sich auch nicht homogen waren, stellte eine besondere und spannende Herausforderung dar. Schätzungsweise kann man sagen, dass sich auf dem Platz permanent zwischen 20 und 40 Personen aus diesen unterschiedlichen Szenen aufhalten. Zudem verstehen die zugehörigen Personen sich untereinander auch nicht immer gut. Uns wurde von vielen Konflikten auf dem Platz berichtet.“

JK: „Wie geht die Stadt Münster mit den Szeneangehörigen und mit diesen Konflikten um?“

BV: „Von der Stadtgesellschaft und von den Behörden werden diese Gruppen weitgehend toleriert. Aufgrund der mit ihrer Präsenz verbundenen Begleiterscheinungen gibt es allerdings auch eine polizeiliche Präsenz. Damit sollen insbesondere auch die Bedürfnisse der Anwohner*innen im Blick behalten werden. Noch recht neu ist das Quartiersmanagement. Dieses setzt sich mit sehr großem Engagement für ein gutes Miteinander rund um den Bremer Platz ein. Und es gibt auch Sozialarbeiter von der Drogenhilfe und institutionellen Einrichtungen, die vor Ort sind, die begleiten und betreuen.“

JK: „Die Stadt Münster hat demnach gesagt, „hier wollen und müssen wir was machen“, und hat dann einen Auftrag ausgeschrieben für … “

BV: „ … die Moderation und Durchführung eines sogenannten Werkstattverfahrens. Ihre Idee war von Anfang an, die verschiedenen Interessengruppen, insbesondere natürlich die Bürger*innen, und auch die anderen Gruppen, die sich um den Platz herum befinden, wie zum Beispiel die Montessori-Schule, das solidarische Projekt B-Side, die Initiative Hansaforum, soziale Einrichtungen, das Quartiersmanagement sowieso, und den Investor des neuen Gebäudes am Bahnhof in die Planungen einzubeziehen. Außerdem hatte die Stadt für sinnvoll gehalten, eine größere Bandbreite von möglichen Lösungen für den Platz zu suchen. Dazu sollten drei Landschaftsarchitekturbüros damit beauftragt werden, in einem konkurrierenden Verfahren ihre Ideen zu entwickeln. Den Bürger*innen sollte damit ermöglicht werden, sagen zu können, „das gefällt mir hier besser, weil ..,“ und „das gefällt mir dort besser, weil …“.“

JK: „Du selbst bist – wie auch viele Teammitglieder bei SWUP – von Deiner beruflichen Herkunft her Landschaftsarchitektin, bevor Du vor vielen Jahren Mediatorin wurdest. Wie würdest Du Deine und Eure Rolle und Funktion in diesem Verfahren beschreiben?“

BV: „Die Stadt Münster hatte Ausschau gehalten nach Personen oder Büros, die beides haben und können: Planung und die Moderation von komplexen Beteiligungsprozessen. Sie sollten mit dem planerischen Hintergrundwissen allerdings ausschließlich dafür da sein, ein solches Beteiligungsverfahren adäquat aufzusetzen, zu begleiten, durchzuführen und zu moderieren. Und sie sollten die Beteiligten vor allem auch darin unterstützen können, zu einer für möglichst viele guten Entscheidung darüber zu kommen, was mit dem Bremer Platz letztlich tatsächlich passieren soll.“

JK: „Wie kam es dann zu der Zusammenarbeit von SWUP GmbH und MEDIATOR GmbH?“

BV: „Auf ihrer Suche nach geeigneten Personen oder Büros ist die Stadtverwaltung in Münster sowohl auf die SWUP GmbH als auch auf uns, die MEDIATOR GmbH, gestoßen. Da wir sehr gerne, und auch seit vielen Jahren und sehr gut in solchen Projekten zusammenarbeiten, wie bspw. in Stuttgart zum städtebaulichen Nachfolgeprojekt von S21 und in Berlin zur Fertigstellung des Mauerparks, und da wir uns regelmäßig austauschen, haben wir sofort gesagt: „Das machen wir zusammen“.“

JK: „Du hast Eure gute Zusammenarbeit in der Vergangenheit erwähnt. Wie läuft das genau? Wie kann ich mir das vorstellen?“


aus dem Kernteam (v.l.n.r.): Beate Voskamp, Martin Seebauer, Kai Giersberg, Kirsten Klaczynski (nicht im Bild)


BV: „Das läuft absolut super! Das heißt, es läuft sehr professionell, sehr zielorientiert und verlässlich. Vor allem ist es auch sehr kreativ, lustvoll, spaßvoll, einfach ein schönes Miteinander-Denken und -Tun. Im Kernteam waren wir zu viert, und wir haben uns die Abstimmungstermine, Einzelgespräche, Vor- und Nachbereitungen aufgeteilt und diese teilweise auch zusammen wahrgenommen. In den einzelnen Veranstaltungen selbst haben wir dann Hand-in-Hand zusammengearbeitet. Auf Basis dieses Miteinanders und unserer gemeinsamen Haltung als Team sind wir, denke ich, als absolut stimmiges und abgestimmtes Team – für die Stadt Münster wie für alle Beteiligte – sichtbar geworden.“

JK: „Das Verfahren ist inzwischen abgeschlossen, eine Entscheidung über die Planung zur Umgestaltung des Platzes getroffen. [siehe Newsbeitrag der MEDIATOR GmbH vom 29. Oktober 2019] Was sind jetzt in der Nachschau Aspekte des Projektes, die Du aus Deiner Sicht als besonders bemerkenswert und hervorzuheben empfindest und die Du als besondere Erkenntnisse aus dem Projekt mitgenommen hast? Bitte nenne Deine Top 3.“

BV (überlegt): „Das auf 3 zu begrenzen, ist herausfordernd… Auf jeden Fall war eine Besonderheit dieser ganz frühe Ansatz und Wille seitens der Stadt, sich zu bemühen, die verschiedenen Szenen einzubinden, die sich weite Teile des Platzes angeeignet haben. Dies betraf sowohl die Suche nach geeigneten Beteiligungsformaten als auch die Suche nach Möglichkeiten der Raumgestaltung für den Platz. Ziel war es, mit der Gestaltung des Platzes ein friedliches Miteinander und Nebeneinander zu fördern. Das basiert auf einem Ratsbeschluss der Stadt Münster. Es sollte ein städtischer Raum mit hoher Aufenthaltsqualität für alle Bürger*innen entstehen, ohne dass die vor Ort ansässigen Szenen verdrängt werden. Für das gesellschaftliche Miteinander halte ich das persönlich für eine beachtliche Zielsetzung.“

JK: „Das klingt nach einer sehr sozialen Haltung gegenüber einzelnen Nutzergruppen. Was haben die anderen Interessengruppen dazu gesagt?“

BV: „Das zu akzeptieren, war teilweise sehr herausfordernd für die Anwohner*innen. In den öffentlichen Veranstaltungen haben sie anschaulich dargelegt, was sie jeden Tag aus ihren Wohnungen heraus sehen – müssen –, wie es für sie ist, den Platz zu queren, wahrzunehmen, was an unangenehmen Begleiterscheinungen damit für sie verbunden ist und was sie teilweise als außerordentlich störend empfinden. Die Gespräche an den von uns moderierten Dialoginseln waren teilweise sehr emotional. Für die Teilnehmenden war es sehr entlastend, wie wir als Moderationsteam damit umgegangen sind: Wir haben in teils sehr intensiven Dialogen herausgearbeitet, was ihnen wichtig ist bei der Umgestaltung des Platzes, und warum genau. Alle diese Bedürfnisse haben wir aufgenommen und gesammelt. So konnten sie einfließen in die Aufgabenstellung für die Planungsbüros und auch als Bewertungskriterium für die Entwürfe dienen.“

JK: „Das finde ich eine interessante Ausgangssituation für dieses Verfahren. Eine Stadtgesellschaft sagt quasi: es gibt diese Personenkreise in einer Gesellschaft und irgendwo müssen sie sein können. Aufgabe ist es nun, zu gestalten, wie das gehen kann. Nachvollziehbar, dass dies eine Deiner drei Besonderheiten ist.“

BV: „Ja, und dieses Thema zog sich dann konsequenterweise auch durch die Verfahrensgestaltung hindurch. Damit kommen wir zu einem zweiten Punkt. Es gab einen weiteren Gedanken, den die Stadt Münster von Anfang an hatte: nämlich eine Art fach- und sachkundigen Beirat für das Verfahren ins Leben zu rufen. Dieser sollte sicherstellen, dass der Arbeit der Landschaftsarchitekten und den Dialogen mit den stadtgesellschaftlichen Gruppen eine fachliche Expertise zur Seite gestellt wird. Dieser Beirat hatte die Aufgabe, die Beurteilung der planerischen Qualität der Entwürfe zu unterstützen, sodass die Bürger diese wahrnehmen, erkennen und noch besser in der Lage sein würden, diese einschätzen und bewerten zu können. Gleichzeitig oblag es ihnen, genau zuzuhören und aufzunehmen, was den Bürger*innen wichtig ist.“

JK: „Wie ist dieser Gedanke eines solchen Beirates im Laufe des Verfahrens dann umgesetzt worden?“

BV: „Dieser Beirat mit dem Namen „Werkstatt-Beirat Bremer Platz“ wurde sehr frühzeitig gebildet.  Die Mitglieder deckten sowohl die erforderliche fachliche Expertise für die Planung ab als auch – und hier findet sich der rote Faden des Umgangs mit den Szenen wieder – eine stadt- bzw. planungsbezogene soziologische Expertise. Außerdem waren dort auch Politik und Verwaltung im Beirat vertreten. Das insgesamt 13-köpfige Gremium hat das Werkstattverfahren von Anfang an begleitet und hat an allen öffentlichen Veranstaltungen teilgenommen. Zum Abschluss des Verfahrens hat dieser Beirat dann der Stadt Münster eine Empfehlung ausgesprochen, welche der drei Gestaltungsideen der Landschaftsarchitekten mit der weiteren Planung und Umsetzung betraut werden sollte. Auch den Werkstattbeirat haben wir in vielfältiger Hinsicht während des gesamten Verfahrens unterstützt, damit er gut arbeiten und im Sinne des gemeinsamen Ziels wirksam werden konnte. Die Abschlusssitzung, in der die Empfehlung erarbeitet und formuliert worden ist, haben wir zu viert moderiert, wichtige Aspekte herausgearbeitet, visualisiert, strukturiert und protokolliert. Auch in dieser engen Verzahnung der Dialoge mit der Öffentlichkeit und der Arbeit des Beirats sehe ich eine sehr hohe Qualität der Zusammenarbeit im Verfahren.“



JK: „Und last but not least: Was ist Dein dritter Top-Punkt?“

BV: „Das konkrete Verfahrensdesign in seiner Gänze: Drei Werkstätten, viele Erkundungsgespräche, eine Social-Media-Umfrage, ein „Picknick im Park“, der Werkstattbeirat. Alle Elemente haben sehr gut ineinandergegriffen. Auch wenn ich nicht auf jeden Aspekt im Detail eingehen kann, schildere ich einige in aller Kürze: Noch vor einer ersten öffentlichen Veranstaltung haben wir viele Gespräche mit Interessengruppen geführt, um vor allem Interessen auf der WIE-Ebene, also hinsichtlich der Verfahrensgestaltung, herauszuarbeiten. Dabei haben wir auch wichtige zu besprechende Themen aufgenommen sowie erste Ideen, die die Beteiligten bereits in Eigenregie gesammelt hatten. So konnten wir bereits wichtige Hinweise für die Ausgestaltung der ersten Planungswerkstatt sammeln. Parallel dazu haben wir – auch noch im Vorfeld der ersten Werkstatt – eine Social-Media-Umfrage durchgeführt. Alle Facebook-Nutzer*innen, die sich mit ihrem mobilen Endgerät innerhalb eines Radius von 4 km in Platznähe befanden, haben eine Einladung zur Teilnahme an einer Online-Umfrage erhalten. Der Fragebogen thematisierte wesentliche Aspekte in Hinblick auf die derzeitige Nutzung und die künftige Gestaltung des Platzes. Das aus der Befragung resultierende Stimmungsbild spiegelte die Interessen und Bedürfnisse eines großen Kreises von Teilnehmer*innen und bildete einen weiteren Baustein bei der Erarbeitung der Aufgabenstellung und Rahmenbedingungen für die Landschaftsarchitekturbüros. Insgesamt fanden drei Werkstattveranstaltungen statt: in der ersten ging es um das Herausarbeiten dessen, was den Betroffenen und Beteiligten bei der Platzgestaltung wichtig ist. Die Ergebnisse fanden Eingang in die Aufgabenstellung der planenden Büros. In der zweiten Werkstatt haben die Landschaftsarchitekturbüros in einer Zwischenpräsentation ihre ersten Ideen vor- und zur Diskussion gestellt.“



„Zusätzlich haben wir dann ein weiteres Element integriert, nämlich „Picknick im Park“ (Platz-Fest). Das bedeutet, dass unmittelbar am Tag nach der zweiten Werkstatt direkt auf dem Bremer Platz ein Park-Picknick stattgefunden hat. Alle Pläne der Landschaftsarchitekturbüros waren ausgestellt. Das Quartiersmanagement und die Anwohnergruppen hatten ebenfalls eigene Stände aufgebaut. Die Schülerinnen und Schüler der Montessori-Schule kamen nach Schulschluss direkt vorbei. Fragebögen für Feedback lagen aus und wurden von uns anschließend eingesammelt. Es gab Kaffee und Kuchen, Spiele und Musik. Man traf sich. Auch die Szene-Leute kamen – teils etwas scheu und vorsichtig – vorbei.  Glücklicherweise schien an diesem Freitagnachmittag im September auch die Sonne, was den regen Austausch zwischen diesen sehr unterschiedlichen Personengruppen sicherlich begünstigt hat.“

JK: „Stimmt, so etwas geht nur direkt vor Ort, ganz niederschwellig. So kann man die Leute tatsächlich dort treffen und abholen, wo sie sind und sich aufhalten.“

BV: „Ja, der sonnige Nachmittag und das Lockmittel Kuchen und Kaffee – kostenfrei für alle – war schon gut und hat viele Neugierige angesprochen. Ja, ich denke dieses Gesamtdesign des Verfahrens ist mein drittes Highlight.“



JK: „Wie lief Eure Zusammenarbeit mit der Verwaltung vor Ort? Für viele Verwaltungsmitarbeitende ist ein solch intensives Beteiligen der Öffentlichkeit mitunter ja Neuland.“

BV: „Ja. Ein zentraler Erfolgsfaktor für das Gelingen des Verfahrens war die durchweg außerordentlich gute Zusammenarbeit mit den Personen aus der Verwaltung. Das war insbesondere das gesamte Team im Amt für Grünflächen, Umwelt und Nachhaltigkeit der Stadt Münster. Diese hatten die gesamte stadtinterne Abstimmung und Organisation sowie auch die Einbindung aller Expert*innen in ihren Händen. Auch die ausgezeichnete Vernetzung und Zusammenarbeit mit dem örtlichen Quartiersmanagement hat sich sehr unterstützend für das Verfahren ausgewirkt. Auf der anderen Seite haben uns die Verwaltungsmitarbeitenden auch öfters zurückgemeldet, wie entlastet sie es erlebt haben, dass ein professionelles Moderationsteam diesen Prozess geleitet und strukturiert hat. Wir haben uns gegenseitig alle gut die Bälle zugespielt. Diese enge Verzahnung zwischen uns allen war, glaube ich, ein wesentlicher Erfolgsfaktor und möchte ich daher hier nochmal besonders erwähnen.“

JK: „Wenn wir jetzt einmal die Perspektive der Bürger*innen einnehmen: Was glaubst Du – und vielleicht gibt es ja sogar direkte Rückmeldungen – wie schauen diese jetzt auf dieses Verfahren?“

BV: „Das kann ich ganz authentisch sagen. Die Bürger*innen haben das in der dritten Planungswerkstatt nämlich direkt geäußert. Das gebe ich sehr gerne wieder. In Richtung der Stadt bzw. der Stadtverwaltung, der Politik und auch an uns gerichtet, haben sie gesagt, dass sie diese Art der Beteiligung absolut vorbildlich finden! Davon wünschen sie sich viel mehr. Eine andere Frage ist, wie sie das planerische Ergebnis beurteilen und wie sie nun auf die weiteren Schritte schauen. Aus dem, was wir mitbekommen haben, gab es bei den beteiligten Bürgerinnen und Bürgern keinen für uns sichtbaren absolut klaren Favoriten. An den einzelnen Entwürfen hat ihnen vieles gefallen. Der Werkstattbeirat hat auf Basis dessen, was die Bürgerinnen und Bürger im Verfahren an Anliegen eingebracht haben und was sie selbst als Experten aus ihrer fachlichen Expertise beurteilen können, versucht, die für den Platz, die Menschen und die städtebauliche Situation am geeignetsten erscheinende Gestaltungsidee zu empfehlen. Das waren intensive Diskussionen. Auch wurden Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Planungsideen mit auf den Weg gegeben. Zudem plant die Stadt Münster, mit den Beteiligten vor Ort auch bei den nächsten Planungsschritten und den baulichen Umsetzungen des Bremer Platzes weiterhin im engen Austausch und Dialog zu bleiben, so dass wir insgesamt sehr guter Dinge sind, dass die Bürgerinnen und Bürger mit dem Prozess und mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein werden.“

JK: „Also erstmal viel Begeisterung, insbesondere beim WIE!“

BV: „Ja, Begeisterung beim WIE. Und beim WAS sind sie natürlich alle noch sehr gespannt, wie das dann tatsächlich funktionieren wird mit den verschiedenen Szenen und anderen Nutzungen auf einem Platz. Das wird für manche*n Bürger*in möglicherweise noch ein Fragezeichen sein. Man kann nicht vorhersehen, wie die tatsächliche Nutzung eines umgestalteten Platzes dann tatsächlich aussehen wird. Das wird aus unserer Sicht sicherlich auch in Zukunft noch für alle Beteiligten eine Herausforderung bleiben, ein gutes Miteinander zu finden und zu pflegen. Die Bemühungen sind da, und die Sorgen sind gleichermaßen da. Das wird eine Aufgabe des Quartiersmanagements sein, welches dauerhaft installiert ist, um den angestoßenen Prozess weiterhin gut zu begleiten.“

JK: „Demnach scheint es sich um ein rundum gelungenen Projekt zu handeln, auch im Hinblick auf die Haltung bei den Beteiligten. Und es scheint Potenzial für eine Vorbildfunktion zu haben. Also: Mal schauen, wie es weitergeht?“

BV: „Ja, da sind wir alle sehr gespannt. Soweit ich weiß, ist auch für die Zeit während der Bauphase an eine Einbindung der Interessengruppen und Anwohnenden gedacht. Wer weiß, vielleicht gibt es ja zum Abschluss der Umgestaltung dann wieder ein „Picknick im Park“… “

JK: „Darauf freuen wir uns und werden gerne auch wieder vor Ort dabei sein!“


Weiterführende Informationen finden Sie auf der Internetseite der Stadt Münster unter www.stadt-muenster.de/bremerplatz.